Alternativen zur Zeitarbeit – welche Möglichkeiten gibt es?

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Die Selbständigkeit im Home-Office ist heute keine Seltenheit mehr – und ein mitunter recht gangbarer Weg, wenn die Betroffenen mit der finanziellen Unsicherheit leben können.

Zeitarbeit – dieses Schlagwort hat über Medien Gewerkschaften und Arbeitnehmer beschäftigt. Gemeint ist damit die befristete Überlassung von Arbeitnehmern. Personaldienstleister stellen Beschäftigte ein und „verleihen“ diese in Industriebetriebe. Letztere nutzen das Instrument Leiharbeit unter anderem zum Auffangen starker Produktionsschwankungen. Auf den ersten Blick eine Win-win-Situation. Ein stark negativ geprägtes Image hat die Branche allerdings durch die Tatsache erfahren, dass Betriebe Zeitarbeit nicht nur als Instrument zur Flexibilisierung – sondern zum Kosteneinsparen genutzt haben.
Das Ergebnis: Zwischen Kernbelegschaft und Leiharbeiter ist eine Kluft entstanden. Letztere wurden teils deutlich schlechter entlohnt – bei gleicher geleisteter Arbeit. Und mussten immer wieder um ihre Beschäftigung fürchten. In den Köpfen der Bevölkerung entstand das Bild vom Arbeitnehmer 2. Klasse. Aber: Inzwischen ist zumindest nach unten der Spielraum – durch den geltenden Mindestlohn – gedeckelt. Und noch etwas ist interessant: Aufgrund der Publicity entsteht der Eindruck, Leiharbeit ist ein verbreitetes Phänomen. Die Arbeitsmarktstatistik der Arbeitsagentur (PDF-Dokument) weist für 2015 allerdings „nur“ 951.000 Arbeitnehmer in Leiharbeit aus – was etwa drei Prozent aller Beschäftigten entspricht.

 

Selbständigkeit – das eigene Schicksal selbst in die Hand nehmen

Leiharbeit oder Arbeitslosigkeit – diese beiden Alternativen wirken für viele nicht besonders attraktiv. Wie können mögliche Alternativen aussehen? Aus der Not eine Tugend machen, so beginnt oft der Weg in die Selbständigkeit. Auf den ersten Blick hat es einige Vorteile, endlich der eigene Chef zu sein.
Gründer entscheiden eigenverantwortlich und können die – als Arbeitnehmer – falsch empfundenen Beschlüsse der „Chefetage“ umgehen. Leider ist die Selbständigkeit keine Einbahnstraße. Wer die Vorzüge genießen will, muss bereit sein, Verantwortung zu übernehmen. Gerade in der Gründungsphase tauchen verschiedene Baustellen auf, wie:

  • das Entwickeln eine Marketing- und Vertriebskonzepts
  • der Aufbau eines Kundenstamms
  • die Kontaktaufnahme zu zuverlässigen Lieferanten
  • der Aufbau der Geschäftsräume.

Darüber hinaus sind Gründer für ihr Mitarbeiter verantwortlich. Diesen Herausforderungen stehen Vorteile, wie:

  • Selbstbestimmung
  • freie Zeiteinteilung
  • skalierbares Einkommen
  • Entwicklungspotenzial eigener Ideen gegenüber.

Aber: Selbständige müssen auch bereit sein, Einschnitte hinzunehmen – sowohl finanziell als auch bei ihrer Freizeit. Eine 35-Stunden-Woche ist eher selten. 50 Stunden und mehr bei der Wochenarbeitszeit können durchaus regelmäßig auftauchen. Um Hürden in der Gründungsphase erfolgreich nehmen zu können, bietet sich die Suche nach Unterstützung an. Eine mögliche erste Anlaufstelle ist das BMWI-Gründerportal.

 

Work & Travel – die Option für junge Leute

Davon träumt jeder einmal: Einfach die Koffer packen und dort arbeiten, wo alle anderen Urlaub machen. Entweder hier ein Job als Animateur gesucht oder es wird auf einem Kreuzfahrtschiff probiert. Eine Option wäre auch das sogenannte Work & Travel. Das Prinzip ist einfach: Mit gepackten Koffern reist man ins Zielland – und sucht sich hier eine befristete Beschäftigung.
Work & Travel verfolgt weniger das Ziel, dauerhaft den finanziellen Unterhalt zu sichern. Hier geht es mehr um die Finanzierung des Auslandsaufenthalts durch die Gelegenheitsjobs. Wer sich für diese Variante entscheidet, will etwas von der Welt sehen – und steht meist erst am Beginn des Berufslebens. Denn Work & Travel hat – neben Vorteilen – auch einige Nachteile.
Dazu gehört:

  • ein hoher organisatorischer Aufwand
  • eine unsichere finanzielle Situation
  • ein hoher Kostenfaktor

Auf Schwierigkeiten stoßen Interessenten auch im Hinblick auf die Frage nach dem richtige Visum oder der Aufenthaltshöchstdauer. Darüber hinaus ist es auch sehr wichtig, sich über eine entsprechende Absicherung im Krankheitsfall zu machen. Laut im-ausland-arbeiten.com ist die gesetzliche Krankenversicherung dabei nämlich oftmals nicht ausreichend.
Andererseits liegen die Vorzüge eines Work & Travel auf der Hand. Durch die Jobs ist die Verweildauer deutlich höher. Hier bietet sich die Möglichkeit:

  • Land
  • Leute
  • Sprache
  • Kultur

Intensiver und auf einem anderen Niveau als klassische Reisende kennenzulernen. Und mitunter hilft diese „Auslandserfahrung“ auch beim späteren Job weiter.

 

Unbefristete Beschäftigung – die parallele Jobsuche

Leiharbeit ist – so die Wahrnehmung – mit einer gewissen Unsicherheit in Bezug auf die Sicherheit der Beschäftigung behaftet. Dies ergibt sich aus der besonderen Dreieckssituation zwischen:

  • Leiharbeitsfirma
  • Entleiher
  • Arbeitnehmer

Das Risiko, nach Beendigung der Entleihung nicht mehr beschäftigt werden zu können und die Kündigung zu erhalten, baut bei Betroffenen einen emotionalen Druck auf.
Grundsätzlich bietet eine unbefristete Beschäftigung keinen Rund-um-Schutz gegenüber der Kündigung, welche:

  • betriebsbedingt oder
  • personenbezogen

erfolgen kann. Aber: Die Festanstellung genießt – auch vor dem Hintergrund einer oft besseren Entlohnung – heute immer noch das höhere Ansehen. Aufgrund dieser Tatsache ist eine unbefristete Beschäftigung klar das Ziel vieler Arbeitnehmer.

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Die parallele Jobsuche stellt im Normalfall kein großes Problem dar. Eventuell winkt ein besserer Job.

Allerdings besteht immer das Risiko, nicht automatisch – nach einer Kündigung – eine entsprechende Stelle zu finden. Wer sich an diesem Punkt für die Leiharbeit entscheidet, kann quasi zweigleisig unterwegs sein. Während täglich der Gang in die Betriebsstätte des Entleihungsbetriebs angetreten wird, sind parallel Bewerbungen auf eine Festanstellung unterwegs. Letztere dürften gerade in Zeiten eher knapper „Humanressourcen“ durchaus Erfolg haben.

In den letzten Jahren ist nicht nur die Zahl offener Stellen – egal, welche Quelle bemüht wird – gestiegen. Die Bereitschaft von Unternehmen, Beschäftigte im Betrieb zu halten, ist ebenfalls gestiegen. Durchaus gute Rahmenbedingungen, um mit der Bewerbung – ob nun gezielt oder als Initiativbewerbung – Erfolg zu haben.

Die parallele Jobsuche stellt im Normalfall kein großes Problem dar. Eventuell winkt ein besserer Job.

 

Fazit: Leiharbeit muss nicht die letzte Station sein

Arbeiten, um vom Lohn leben zu können – leider hat dieses Bild in der Vergangenheit tiefe Risse bekommen. Durch den sogenannten Niedriglohnsektor und die sogenannte Zeitarbeit entsteht der Eindruck, heute sind Beschäftigte nur noch Schachfiguren. Aber: Das subjektive Empfinden und eventuell Erfahrungen aus dem eigenen Bekanntenkreis können nicht den einzigen Maßstab bilden. Die Arbeitnehmerüberlassung kann – unter gewissen Gesichtspunkten – durchaus gewisse Vorzüge bieten. Nicht jeder Erwerbstätige wird dem aber vorbehaltlos zustimmen. Es beginnt dann die Suche nach Alternativen. Der Schritt in die Selbständigkeit kann eine Option sein. Nicht jeder ist bereit, die Verantwortung zu tragen. Letztlich sollten Betroffene ihre Beschäftigung in Zeitarbeit als Station begreifen – und nach Wegen suchen, die Situation zu verbessern. Letzteres ist beispielsweise durch Eigeninitiative in Form von Bewerbungen möglich. Und so landet man vielleicht sogar beim Traumjob.

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