Existenzgründungen 

Existenzgründungen bilden ein entscheidendes Element einer atmenden Wirtschaft, in der alte Unternehmen durch Insolvenz sterben und junge Unternehmen mit neuen innovativen Ideen auf den Markt treten. Die Beschäftigungszunahme durch Neugründungen wird in Untersuchungen je nach Ansatz und Branchenbezug bei einem jährlichen Anteil von einem bis vier Prozent an der Gesamtbeschäftigung gesehen; bezogen auf die Bruttozunahme der Beschäftigung liegt der direkte Gründungsanteil zwischen bei einem Fünftel und einem Drittel. Auf eine Unternehmens-Gründung entfallen in Deutschland im Durchschnitt 2,4 Beschäftigte. Zu den Problemen der Gründungsstatistik gehört, dass die Aufnahme einer Geschäftstätigkeit nur schwer zu erfassen ist. Die Statistik der Gewerbeanzeigen bietet eine zeitnahe Veröffentlichung und ist zumindest von der Tendenz her aussagefähig. Es ist aber zu bedenken, dass nicht jede Anzeige eines Gewerbes auch zu einem wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb führt. 1998 wurde mit ca. 811.400 Anmeldungen ein Rekord erreicht, im Boomjahr 2000 wurden hingegen nur 755.200, im vergangenen Jahr noch ca. 729.000 Gewerbe angemeldet. An der Spitze stehen Handel, Instandhaltung und Reparaturen mit ungefähr einem Drittel der Gewerbeanmeldungen, gefolgt von Grundstücks- und Wohnungswesen sowie Vermietung mit einem Viertel. Bau- und Gastgewerbe erreichen je knapp zehn Prozent, während auf die Erbringung sonstiger Dienstleistungen ca. sieben und auf das Kredit- und Versicherungsgewerbe sechs Prozent entfallen. Das Verarbeitende Gewerbe sowie Verkehr und Nachrichtenübermittlung kommen nur auf je fünf Prozent der Gewerbeanzeigen. Der Gründungsboom in den neuen Bundesländern, der mit Einführung marktwirtschaftlicher Strukturen ab 1991 zu beobachten war, ist inzwischen abgeflaut. Betroffen von dem Boom waren insbesondere konsumorientierte Dienstleistungen, in denen es einen hohen Nachholbedarf gab, und der Baubereich. Seit Ende der neunziger Jahre aber schrumpft der überdimensionierte Bausektor. Im Dienstleistungsbereich ist eine Marktsättigung zu beobachten, die auch die Gründungen beeinflusst. Legt man als Ziel einen gleich hohen Unternehmensbesatz wie in den alten Ländern zugrunde, so besteht in Ostdeutschland aber noch immer eine Unternehmenslücke von über 100.000 Betrieben. Nicht in allen Ländern gibt es eine Gewerbeanzeige nach deutschem Muster. Dieses Problem versucht der sogenannte Global Entrepreneurship Monitor (GEM) zu beheben. Hier werden nach einheitlichen Kriterien in mittlerweile fast 30 Ländern Befragungen zu Existenzgründungen durchgeführt. Im vergangenen Jahr gaben in Deutschland sieben Prozent der 7.000 befragten Personen an, dass sie eine Existenzgründung vorbereiten oder in die Gründung eines noch jungen Unternehmens involviert waren. Innerhalb der 13 westeuropäischen GEM-Teilnehmer kommt Deutschland damit nur auf Rang zehn, Irland hingegen liegt mit zwölf Prozent an der Spitze; ein ähnlich hoher Wert wird in den USA erreicht. Innerhalb der 18 am GEM beteiligten Industrieländer nimmt Deutschland nur den fünftletzten Platz ein.

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