Fragt man Arbeitnehmer, die in den 1980er bei einer Personal-Leasing-Firma beschäftigt waren, wie sie über Zeitarbeit denken, ist man überrascht. Unternehmen, die Zeitarbeitskräfte brauchten, stellten diese, wenn sie sich bewährt haben, fest ein. In dieser Zeit war die Zeitarbeit das Sprungbrett für die Menschen, die einen festen Arbeitsplatz suchten. Daneben hatten sie die Möglichkeit in verschiedenen Firmen Erfahrungen zu sammeln und sich frei zu entscheiden, ob sie in die Stammbelegschaft aufgenommen werden wollten oder nicht. Ist das heute anders?
Die Zeiten änderten sich
Zur Jahrtausendwende verschlechterte sich die Chance der Zeitarbeiter für einen Arbeitsvertrag mit dem ausleihenden Unternehmen. Ihre Leistungen spielten keine Rolle mehr. Es wurde für Zeitarbeiter immer schwerer beim ausleihenden Unternehmen einen Arbeitsvertrag zu bekommen. Brigitte Pothmer von Bündnis90 die Grünen sieht das auch heute noch so.
Der Interessenverband
Werner Stolz vom Interessenverband Deutscher Zeitarbeitsunternehmen (iGZ) widerspricht der Meinung von Brigitte Pothmer. Er deutet auf eine Übernahmequote hin, die aktuell bei etwa 35 Prozent liegen soll. Auch, so der Hauptgeschäftsführer des Verbandes Werner Stolz, würden rund ein Drittel der Stellenangebote bei der Bundesagentur für Arbeit auf Personal-Leasing-Firmen zurückzuführen sein. Auch stellen viele Zeitarbeitsfirmen Personen ein, die über geringe oder keine Qualifizierungen verfügen. Allerdings, so Werner Stolz, ist die im April 2017 in Kraft tretende Reform für Zeitarbeitsfirmen problematisch. Hier werden Zeitarbeitsfirmen und ausleihenden Unternehmen Steine in den Weg gelegt.
Qualifizierung von Zeitarbeitern
Personal-Leasing-Unternehmen und ausleihende Unternehmen haben verschiedene Qualifizierungsmaßnahmen ins Leben gerufen. Die Durchführung dieser Maßnahmen sei durch die neue Reform des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes gefährdet, weil diese eine zu kurze Überlassungsdauer fordert.
Zeitarbeit heute
Fast 9,5 Millionen Menschen waren im Jahr 2015 sozialversicherungspflichtig bei rund 11.000 Zeitarbeitsfirmen beschäftigt. Zeitarbeit bedeutet für viele Menschen, endlich wieder selbst für sich sorgen zu können. Die meisten Personal-Leasing-Unternehmen haben einen Tarifvertrag abgeschlossen und bezahlen den Mindestlohn. Für Arbeitnehmer bedeutet dies, sie werden von ihrem Arbeitgeber an verschiedene Unternehmen „ausgeliehen“. Auf der einen Seite mag dies nicht schön klingen, ist aber für jeden eine Chance, in viele Branchen, Abteilungen und Aufgabengebiete zu „schnuppern“, um sich dann entweder für den ausleihenden Betrieb oder der Zeitarbeitsfirma zu entscheiden. Auch heute noch werden Zeitarbeiter vom ausleihenden Betrieb in die Stammbelegschaft übernommen.
Durch die Vielseitigkeit der unterschiedlichen ausleihenden Betriebe wird der Zeitarbeiter flexibel. Dadurch eröffnen sich für ihn viele Möglichkeiten, wenn er sich auf eine ausgeschriebene Stelle bewirbt. Für Unternehmen sind Zeitarbeiter unverzichtbar, um auf zeitlich begrenzte Personalengpässe schnell und unproblematisch zu reagieren.