Jahresrückschaü Thema des Jahres – Mindestlohn

Meine Rückschau auf das Jahr 2007

Thema des Jahres 2007 war in der Branche Zeitarbeit unbestritten die Debatte um den Mindestlohn.

Zwei Lager mit festgefahrenen Argumenten und Vorstellungen haben sich gebildet und jedes Lager, sei es in der Branche Zeitarbeit oder in der gesamten Wirtschaft, behauptet von sich, die richtige Lösung für alle parat zu haben.

Dr. Dieter Hundt, der Arbeitgeberpräsident, nennt die Einführung von Mindestlöhnen die Verhinderung von Wettbewerb.

Wirtschaftsexperten warnen vor der Wegrationalisierung von Arbeitsplätzen nach Einführung eines Mindestlohnes.

Die Gewerkschaften und die Gewerkschaftsparteien, SPD und Die Linke, haben das Thema für sich entdeckt, um Mitglieder bzw. Wählerstimmen zu gewinnen.

Letztendlich ist es wohl die anstehende Bundestagswahl, die eine klare Einschätzung der Entwicklung auf diesem Sektor verhindert.

Grundsätzlich kann man sagen, für die CDU und ihr nahestehende Experten aus Wirtschaft und Politik kommt die Ausweitung von Mindestlöhnen vorerst eher nicht in Frage.

Es bleibt jedoch abzuwarten, wie weit die anstehende Reform des Arbeitnehmer-Entsendegesetzes eine Ausdehnung von Mindestlöhnen auf verschiedene Branchen zulassen wird.
Ich selbst würde es bedauern, wenn die Branche Zeitarbeit einen Mindestlohn verordnet bekommen würde.
Durch das AÜG ist gewährleistet, dass bereits jetzt ein flächendeckender Mindestlohn gezahlt wird. Dieser Mindestlohn kann sehr wohl mit anderen tariflichen Löhnen, ausgehandelt von Gewerkschaften des DGB, konkurrieren. Diese niedrigen Einstiegslöhne in Tarifverträgen verschiedener DGB Gewerkschaften machen es z.B. möglich, dass speziell in den neuen Bundesländern Zeitarbeitfirmen ihren Arbeitnehmern equal pay bezahlen, da die Tarife der Zeitarbeitsverbände über den üblicherweise für Festangestellte Arbeitnehmer gezahlten Löhnen in den Betrieben spezieller Branchen liegen.

Unsere Jahresbefragung

Wie in jedem Jahr haben wir im Auftrag eines Kunden eine Befragung von Zeitarbeitfirmen und Kundenbetrieben vorgenommen.

Ein Thema war in diesem Jahr natürlich der Mindestlohn.

Ich bedanke mich, dass ich einige Ergebnisse dieser Befragung hier veröffentlichen kann.
Obwohl das Bestreben, die Qualifikationen der Zeitarbeiter innerhalb der Branche zu steigern, in diesem Jahr ausgeprägter denn je war, hat der Helferbereich nach dem Motto wir nehmen, was wir kriegen können 2007 anteilmäßig wieder zugenommen.

  • Etwa 35 Prozent der Arbeitnehmer aus dem Helferbereich hätten in einem normalen Betrieb nicht die geringste Chance auf eine Anstellung gehabt.
  • Die Arbeitsmoral an sich hat zugenommen.
    Es gab in den Betrieben nicht nur weniger Krankheitstage der externen Mitarbeiter, sondern auch erheblich weniger fristlose Entlassungen waren zu verzeichnen.
  • Die Verweildauer der Zeitarbeiter in den Betrieben hat sich um 20 Prozent erhöht.
    Dies bringt dann auch mit sich, dass die Zufriedenheit der Arbeitnehmer mit ihrem Arbeitgeber aus der Zeitarbeit erheblich gestiegen ist.
  • Die Fragen an die Entleiher zum Thema Mindestlohn wurden bereitwillig und sehr ausführlich beantwortet.
  • Entscheidend für die Gestaltung des Verrechnungssatzes ist die Produktivität des Zeitarbeiters.
    Die Marge des Lohnkostenanteils ist sehr eng begrenzt. Mehrkosten können nur selten auf das erarbeitete Produkt aufgeschlagen werden. Entleiher sind grundsätzlich bereit, zu rationalisieren, sollte sich die Zeitarbeit erheblich verteuern. Das heißt letztendlich, man ist bereit Arbeitsplätze abzubauen.
  • Besonders gefährdet sind die Zeitarbeiter in den Lohngruppen eins und zwei.
    In den höheren Lohngruppen müssen Zeitarbeitfirmen eventuell Zugeständnisse beim Gewinn machen.
    Eine erhebliche Verteuerung durch neue Tarifabschlüsse wird kaum zu 100 Prozent durchzusetzen sein.
  • Entleiher, die keinem Tarifvertrag unterliegen, werden bei einer Verteuerung der Zeitarbeit vermehrt wieder selbst billigere Arbeitskräfte einstellen.
  • Das Werkzeug Werkvertrag hatte 2007 fast eine Verdoppelung seines Volumens zu verzeichnen.
    Die Tendenz hin zum Werkvertrag wird auch 2008 nicht abreißen. Die Planungssicherheit wird bei den Entleihern als favorisierte Begründung genannt.

 

Fazit

Sollte der Mindestlohn in der Zeitarbeit kommen, sind die Folgen schon jetzt abzusehen. Rund 15 Prozent der Zeitarbeiter (ca. 100.000 Arbeitnehmer) werden ihren Job verlieren. Zwischen fünf und zehn Prozent der Zeitarbeitfirmen sind in ihrer Existenz gefährdet.

Wer diese vorhersehbaren Fakten jetzt leugnet oder ignoriert, handelt bewusst grob fahrlässig.

Die Aussagen der Entleihfirmen zu diesem Thema waren in unserer Befragung klar und unmissverständlich.
Dieses Szenarium wird sich in der Mehrheit in den neuen Bundesländern abspielen. Da dort der AMP und sein Tarifvertrag bei der überwiegenden Mehrheit der Firmen vertreten ist, werden die Anwender des Tarifvertrages und der Verband an sich am stärksten unter einem Mindestlohn leiden.

Der Abschluss unserer Befragung hatte die Beschäftigung von Arbeitnehmern aus Billiglohnländern, wie z.B. Polen und der Tschechischen Republik zum Inhalt.
Lediglich knapp fünf Prozent der befragten Firmen setzten die Wertigkeit des Stundenlohnes höher als die Arbeitsqualität an. D
ie Warnung vor Lohndumping und der Überschwemmung des Landes mit billigen Ost-Arbeitskräften ab 2009 entspricht eher der Darstellung eines Papiertigers.

Ich empfehle also, sich mit Planspielen auf einen eventuellen Mindestlohn vorzubereiten und die Alternative Werkvertrag ernsthaft und zügig ins Auge zu fassen.

Ich wünsche auf jeden Fall den Lesern der BD und meinen Kunden und Geschäftsfreunden besinnliche Feiertage und ein erfolgreiches Jahr 2008.

Bei Fragen wenden Sie sich bitte an den Autor:
Klaus Spazier inprogress – Service für Zeitarbeit Telefon 04941 982400 Mail: spazier@inprogress.de

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