Mit Tirili und Tralala – der etwas andere Artikel über Zeitarbeit

Karlsruhe/Berlin: Karin Binder unterbricht roh das Tirili und Tralala um die Zeitarbeit

In der Diskussion im Bundestag Ende Oktober um die Zeitarbeit ging es hoch her.
Frau Connemann, MdB CDU, aus Leer, Rechtsanwältin von Haus aus, wurde zu Lerche und Nachtigall in einem.

Was war es, das sie so zum Lobgesang antrieb? Die Zeitarbeit.

Hat sie nicht Tausende aus der Arbeitslosigkeit gerissen? Hat sie nicht den Aufschwung energisch gefördert? Hat sie nicht Firmen zu gymnastischer Beweglichkeit verholfen? Grob und plump Flexibilität genannt. Nachteile für Zeitarbeiter? Nicht dass Frau Connemann wüsste.

Und weiter im Hohelied:
Obwohl vorher betont wurde, dass Zeitarbeitende Tariflöhne erhalten und versicherungspflichtig sind, mussten dann wieder die Heerscharen von Lohnabhängigen einhertrotten, die endlich wieder wissen, dass Arbeit mehr bringen muss als Nicht-Arbeit.

Auch die verhärmten Kleinchen durften nicht fehlen, die unmittelbar danach immer den Bundestag durchwandern: ihnen nimmt die LINKE die Butter vom Brot, indem sie jetzt schon auf ihre Kosten Wohltaten an ihresgleichen verteilt.
(Wink für Nicht-Nachtigallen: gemeint ist das leidige Schulden-Machen an sich, unabhängig von allen Überlegungen, wie hoch die Chancen sind, das vorgestreckte Geld wieder zurückzubekommen)

Züküt! Züküt! Die Nachtigall schluchzte, jubelte und flötete und täte das heute noch , wenn nicht Bruder Lammert als Bundestagspräsident ihren Gesang mangels weiterer Redezeit gestoppt hätte. In diesem Augenblick verhalf Karin Binder, MdB Karlsruhe, LINKE, der Sängerin zu einem Schlusstriller. Roh und wahrheitsgemäß schrie sie in die süßen Melodien hinein:
Frau Kollegin Connemann, sind Sie bereit, zur Kenntnis zu nehmen, dass in Leiharbeitsfirmen Beschäftigte zum Teil um ein Drittel niedrigere Löhne und Gehälter beziehen als Menschen, die dieselbe Tätigkeit verrichten, aber zur sogenannten Stammbelegschaft gehören?
Sind Sie bereit, zur Kenntnis zu nehmen, dass die sogenannten Stammbelegschaften von den Arbeitgebern dank dieser Lohndumpingpolitik ständig reduziert werden?
Die dadurch erzeugte Arbeitslosigkeit führt dazu, dass sich die Lohndumpingspirale weiterdreht; denn wenn sich die Menschen in diese Leiharbeitsverhältnisse begeben müssen, führt das, weil sie ihren Lebensstandard drastisch senken müssen, zu Kaufkraftverlusten etc.
Diese Lohndumpingpolitik, die von Ihnen mithilfe der Leiharbeitsfirmen betrieben wird, senkt die Standards aller Menschen in diesem Land. Nicht nur die Löhne und Gehälter, auch die Arbeitsbedingungen sind davon betroffen, zum Beispiel die Arbeitszeit.

Sind Sie sich darüber im Klaren, dass die Arbeitgeberanteile an den Sozialversicherungen, die „Lohnnebenkosten, wie Sie sie ständig bezeichnen, Lohnbestandteile sind, die, weil das Geld angeblich nicht da ist, seit Jahren zulasten der Beschäftigten gesenkt werden, wodurch ihr Anspruch auf Leistungen reduziert wird?
Das sind die Konsequenzen der Senkung der sogenannten Lohnnebenkosten.

Begreifen Sie endlich, dass es sich um Lohnbestandteile handelt! Nicht-Melodiker haben dem nichts entgegenzusetzen. Es ist eben so.
Auch wenn der einzelne Zeitarbeiter die Firma ausnahmsweise nicht weniger kostet als ein langfristig angestellter Arbeiter, erspart sich diese Firma doch unbestreitbar durch die gepriesene Flexibilität einen Stammarbeiter, den sie auch in flaueren Zeiten behalten müsste – mit den entsprechenden Abführungen vom Firmenanteil für Arbeitslosenversicherung usw.

Frau Connemann versuchte es noch einmal mit Gesang. Nur klang er merkwürdig heiser.
Hochnäsig ließ die Rechtsanwältin die langjährige Gewerkschaftsfrau wissen, dass diese von Arbeit, Lohn, Lohnnebenkosten keine Ahnung hätte: Sie dagegen, Frau Connemann aus Leer, strich dicht und nah durchs Unterholz der Betriebswirklichkeit- gegenüber allem nah und voller Einverständnis- und schwirrte ab.

Quelle: Bundestagsprotokoll 26.Oktober, Intervention Karin Binder, MdB; Linke AutorIn: fg

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