Selbstständige Frauen

Nach wie vor sind Frauen in den Führungsetagen der Wirtschaft, speziell bei größeren Unternehmen, selten. Aber auch im Mittelstand besteht noch ein deutlicher Rückstand. Für Frauen ist der Weg in die Selbstständigkeit offenbar noch immer steiniger als für Männer. Frauen dominieren in Berufsfeldern wie der öffentlichen Verwaltung, dem Gesundheits- und Sozialwesen und im Bildungsbereich – vorwiegend staatliche Sektoren, die kaum private Betätigung erlauben. Konsumnahe Dienste wie Handel und Gastgewerbe bieten sich zwar als Gründungsfelder für die hier beschäftigten Frauen an. Doch gerade in diesen Branchen ist der Verdrängungswettbewerb groß. 1991 gab es 3,04 Millionen Selbstständige im vereinigten Deutschland, hiervon waren nur 780.000 oder 25,7 Prozent Frauen. Bis 2001 ist die Zahl der Selbstständigen auf 3,63 Millionen angewachsen. Absolut konnten die Männer dabei zwar mit einem Plus von 363.000 stärker zulegen, doch hoben 232.000 neue Unternehmerinnen den Frauenanteil auf 28 Prozent. Die Selbstständigenquote von Frauen ist mit 6,3 Prozent nun immerhin halb so hoch wie die der Männer. Am gründungsfreudigsten waren die Frauen in den neuen Ländern: Hier wuchs die Zahl der Unternehmerinnen im letzten Jahrzehnt um mehr als 70 Prozent auf 168.000, ihr Anteil an den Selbstständigen liegt mit 30 Prozent über dem der alten Länder. Allerdings ist der Frauenanteil an den abhängig Erwerbstätigen ebenfalls höher als im Westen. Während Frauen deutschlandweit in der Industrie nur einen Anteil von 15,5 Prozent und im Baugewerbe von 5,4 Prozent der Selbstständigen erreichen, sind es in den Dienstleistungsbranchen deutlich mehr. Neun von zehn selbstständigen Frauen sind hier tätig, von den Männern hingegen nur zwei Drittel. Absolut vorn liegt mit 221.000 weiblichen Selbstständigen der Handel, aber die expandierenden Unternehmensdienste rangieren mit 151.000 Unternehmerinnen nur noch knapp hinter den sonstigen persönlichen Dienstleistungen und gleichauf mit dem Gesundheits- und Sozialwesen. In Europa ist es ähnlich: Obwohl die Zahl der Unternehmerinnen in den neunziger Jahren zugenommen hat, ist die Selbstständigenquote in der Europäischen Union bei den männlichen Beschäftigten mit 16 Prozent doppelt so hoch wie unter den erwerbstätigen Frauen. Allerdings gibt es Unterschiede zwischen den Ländern: Während in Dänemark nur vier Prozent der Frauen ein Unternehmen gegründet haben, sind es in Griechenland gut viermal so viele. Frauen stehen europaweit besonders oft Kleinunternehmen vor: Während knapp die Hälfte der selbstständigen Männer andere Arbeitnehmer beschäftigen, sind es bei den Frauen nur gut ein Drittel.

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