Unternehmensfinanzierung

Die wirtschaftliche Entwicklung der Unternehmen in Deutschland ist durch wachsende Schwierigkeiten bei der Sicherstellung der Finanzierung gekennzeichnet. Dies gilt vor allem für mittelständische Betriebe. Schon seit Jahren wird kritisiert, dass der deutsche Mittelstand eine zu geringe Eigenkapitaldecke aufweist und sich in eine zu starke Kreditabhängigkeit von Banken und Sparkassen begeben hat. Doch anstelle einer Erhöhung sind die Eigenkapitalquoten seit Ende der neunziger Jahre eher noch weiter zurückgegangen, wie Untersuchungen zeigen. Kleine Unternehmen – gut 90 Prozent des Mittelstands – kommen inzwischen durchschnittlich nur noch auf eine Eigenkapitalquote von ca. zehn Prozent. Für diese Entwicklung, die zu den vielen Insolvenzen beiträgt, gibt es mehrere Gründe: * Das deutsche Steuersystem belastet Personenunternehmen überdurchschnittlich und enthält keine Anreize zur Gewinnthesaurierung (Nichtausschüttung). Es benachteiligt damit die Innenfinanzierung des Mittelstands * Externe Kapitalbeteiligungen sind in Deutschland immer noch eine Ausnahme, nur bei High-Tech-Neugründungen kommt Wagniskapital in nennenswertem Umfang als Finanzierungsalternative zum Zuge * Die schwache Konjunkturentwicklung der letzten Jahre hat zu sehr niedrigen Gewinnmargen geführt. Im Jahr 2002 machte ein gutes Drittel der kleinen und mittleren Unternehmen überhaupt keinen Gewinn. Unter diesen Bedingungen ist es auch nicht möglich, das Eigenkapital aus selbst erwirtschafteten Mitteln zu stärken Eine weitere Hürde, welche die Unternehmen bei ihrer Finanzierung nehmen müssen, bilden die strengeren Anforderungen, die im Zusammenhang mit den zukünftigen Basel II-Regeln für die Banken auf deren Kreditkunden zukommen. Schon jetzt sind viele Kreditinstitute dabei, entsprechende Ratingsysteme zur Einstufung ihrer Geschäftskunden einzuführen. Verstärkt wird dieser Trend durch die Ertragsprobleme im Bankensektor. Der mittelständische Unternehmer muss sich daher fragen, welche Alternativen es neben klassischem Eigenkapital und Fremdmitteln von Banken für die Finanzierung seines Unternehmens gibt, und einen langfristigen Finanzplan aufstellen. Unternehmensfinanzierung / Eigenkapital Unter Eigenkapital versteht man den Teil des Vermögens eines Unternehmens, der dem oder den Eigentümern zuzurechnen ist. Ausgewiesen ist das Eigenkapital auf der Passivseite der Bilanz. Dazu zählen – je nach Rechtsform – das Kapitalkonto des persönlich haftenden Gesellschafters, das Grundkapital der AG oder das Stammkapital der GmbH sowie die gesetzlichen und freien Rücklagen und der Bilanzgewinn. 1999 betrug die Eigenkapitalquote in der gewerblichen Wirtschaft in Deutschland knapp 19 Prozent und im Verarbeitenden Gewerbe 24,5 Prozent (1998). Das ist in der gewerblichen Wirtschaft gut ein Prozentpunkt mehr als zu Anfang der neunziger Jahre, aber deutlich weniger als früher (1977: 22 Prozent). Im internationalen Vergleich ist die deutsche Eigenkapitalquote niedrig. Sie liegt in der Industrie Frankreichs bei 34 Prozent und in Großbritannien bei 28 Prozent. Das Eigenkapital besteht überwiegend aus Rücklagen, die aus früheren Gewinnen gespeist werden. Der Unternehmensgewinn ist deshalb eine der Hauptquellen für das haftende Eigenkapital, vor allem bei nicht Kapitalmarktfähigen kleinen und mittleren Unternehmen. Eine zu dünne Eigenkapitalbasis erhöht das Existenzrisiko der Unternehmen, weil sie drei betriebswirtschaftliche Funktionen der haftenden Eigenmittel beeinträchtigt: * Bestandssicherung: Eine hohe Eigenkapitalquote bietet ein Krisenpolster für wirtschaftliche Schwächezeiten. * Kreditwürdigkeit: Zusätzliches Fremdkapital wird von den Kreditinstituten gewöhnlich nur dann zur Verfügung gestellt, wenn der Kreditinteressent über ein bestimmtes Eigenkapitalpolster verfügt. Eine hohe Eigenkapitalquote ist auch in der Praxis deshalb wichtig, weil sie den Kapitalmarkt signalisiert, dass das Unternehmen in der Vergangenheit erfolgreich gewirtschaftet hat. Das erleichtert den Zugang zu Fremdkapital. * Risikoabsicherung: Wer neue Produkte entwickeln und sich neue Märkte öffnen will, hat häufig hohe Verlustrisiken zu tragen. Für solche Vorhaben braucht ein Unternehmen ausreichend Eigenkapital. Eine Eigenkapitalquote von etwa 20 Prozent bedeutet nicht, dass der Rest auf Fremdkapital entfällt. Eine wichtige Position in den deutschen Bilanzen sind Rückstellungen (vor allem für Pensionsverpflichtungen), die etwa 21 Prozent der Bilanzsumme ausmachen. Sie stehen dem Unternehmen zwischenzeitlich bis zur Fälligkeit der Verpflichtung für Finanzierungszwecke zur Verfügung. Unternehmensfinanzierung / Investitionen Als Investition bezeichnet man die langfristige Anlage von Finanzmitteln in Vermögensobjekten, die zukünftig Erträge bringen sollen. Je nach Anlageobjekt unterscheidet man zwischen Sachinvestitionen, Finanzinvestitionen (z.B. Erwerb von Wertpapieren) und Bildungsinvestitionen. Sachinvestitionen haben eine besondere Bedeutung. Sie bestimmen über die zukünftige Leistungs- und Wettbewerbskraft und damit über das Wirtschaftswachstum einer Volkswirtschaft. Wie rasch eine Wirtschaft wachsen kann, hängt in hohem Maße vom Kapitalstock ab, also dem für die Produktion einsetzbaren Sachvermögen (Maschinen, Werkhallen, Infrastruktur). Die Investitionen bestimmen wiederum die Größe und die Qualität des Kapitalstocks. Werden durch Investitionen nur alte Anlagen ersetzt (Ersatzinvestitionen), vergrößert sich der Kapitalstock nicht. Er wird jedoch leistungsfähiger, wenn die neuen Maschinen auf dem aktuellen technologischen Stand sind. Erweiterungsinvestitionen vergrößern den Kapitalstock und schaffen Arbeitsplätze. Werden noch funktionstüchtige Anlagen gegen moderne ausgetauscht, spricht man von Rationalisierungsinvestitionen. Sie erhöhen die Produktivität und senken die Kosten. Investitionen können auch auf gesetzliche Auflagen (Umweltschutzgesetze) zurückgeführt werden. Die Investitionen weisen wie das Bruttoinlandsprodukt (Sozialprodukt) vergleichsweise heftige Schwankungen auf. Investitionen hängen zum einen von der Gewinnsituation der Unternehmen im Konjunkturzyklus und vom Wirtschaftswachstum ab. Andererseits bestimmen sie über ihre Kapitalstockwirkung wiederum das Wirtschaftswachstum.

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