Wir haben bereits berichtet, dass die Zahlen der Leiharbeitsbeschäftigten immer auch ein Stück weit die Wirtschaftslage in Deutschland widerspiegeln. Und genau dieser Faktor ist aktuell in Baden-Württemberg eingetreten. Die Konjunktur zieht an, die Zahl der Leiharbeiter ebenfalls, die IG Metall sieht dies aber mit großer Sorge und befürchtet für die Zukunft die Entwicklung einer Zweiklassen-Gesellschaft. Dabei können und wollen sie nicht von allen Branchen in Deutschland sprechen, sondern konkretisieren ihre Sorgen auf die Beschäftigten in der Metallbranche.
Nun startet die IG Metall in Baden-Württemberg eine Kampagne gegen die Zeitarbeit. Am Montag wurde das Papier in Stuttgart vorgestellt. Die Gewerkschaft fühlt sich vor allem durch folgende Aussage provoziert: „Zeitarbeit ist ein wichtiges Flexibilisierungsinstrument der heutigen Zeit“. Die Gewerkschaft sieht in der zunehmenden Zeitarbeit weniger Flexibilität, sondern vielmehr eine zunehmende Form der modernen Sklaverei. Mit dem vermehrten Einsatz der Leiharbeit zieht sich der Arbeitgeber mehr und mehr aus seiner sozialen Verantwortung. Auftragsschwankungen kann man auch anders ausgleichen, zum Beispiel in dem man die Arbeitszeitkonten der fest angestellten Mitarbeiter flexibel hält. Und nicht nur die geringe Bezahlung der Zeitarbeit Jobs sei nicht zu verantworten, auch die Belegschaften werden zunehmend gespalten und in zwei Klassen aufgeteilt. Auf der einen Seite befinden sich die fest angestellten Arbeitnehmer mit vernünftigen Löhnen und auf der anderen Seite die schlecht bezahlten Leiharbeiter, die häufig nicht einmal wissen, ob sie in zwei Wochen überhaupt noch Arbeit haben. Auch die Arbeitsagenturen werden scharf kritisiert, immer häufiger werden feste Jobs gar nicht erst angegeben, sondern Jobsuchende direkt an Leiharbeitsfirmen vermittelt.
Interessant ist aber, dass die IG Metall scheinbar etwas gegensätzlich handelt, denn am 30.04.2010 schließt man mit der Zeitarbeit einen Tarif als Sozialpartner ab und wenige Tage später greift man die Zeitarbeit massiv an. Vielleicht sollte man sich erst einmal entscheiden was man nun will und auf wessen Seite man tatsächlich steht, denn diese Geschäftspolitik macht die Gewerkschaft auf Dauer unglaubwürdig.