Multinationale Unternehmen

Multinationale Unternehmen sind Konzerne, die mindestens ein Tochterunternehmen im Ausland kontrollieren und somit mehr als einem Produktionsstandort haben. Die Vereinten Nationen zählen knapp 50.000 dieser transnationalen Unternehmen weltweit. Diese Konzerne stehen besonders in der Kritik der Globalisierungsgegner. Die Vorwürfe sind vielfältig: Sie seien inzwischen mächtiger als Staaten, siedelten sich vorzugsweise in Entwicklungsländern mit Unrechtsregimen an und beuteten die Menschen in den armen Ländern durch niedrige Arbeits- und Sozialstandards aus. Diese Kritik ist jedoch in überzogen. Als vermeintlichen Beleg für den großen Einfluss der multinationalen Unternehmen führen manche Globalisierungsgegner oft an, der Umsatz zahlreicher Firmen sei größer als die Wirtschaftsleistung vieler Staaten. Dabei vergleichen sie jedoch Umsatz mit Wertschöpfung, was nicht das gleiche ist. Im Umsatz sind die Zulieferungen anderer Unternehmen enthalten. Wenn diese grob herausgerechnet werden, gab es im Jahr 2000 immerhin 43 Länder, die eine höhere Wertschöpfung hatten als das größte internationale Unternehmen (Wal Mart). Zudem zeigt sich: Die 50 größten multinationalen Unternehmen kommen zusammen lediglich auf ein Zwanzigstel der Wertschöpfung der 50 größten Volkswirtschaften. Doch finanzielle Größe ist nicht gleich zu setzen mit politischem Einfluss. So wird der Spielraum der Konzerne durch die Macht der Verbraucher eingeengt. Denn sehr oft sind die Absatzzahlen vom Image einer Marke abhängig, sodass die Firmen auf ihre Reputation achten müssen. Vor allem aber werden die globalen Unternehmen von den Wettbewerbsbehörden in ihre Grenzen gewiesen, wie etwa der Fall Microsoft gezeigt hat. Alles in allem versuchen die multinationalen Konzerne zweifellos politischen Einfluss zu nehmen, doch darf dieser gerade angesichts einer stark mittelständisch geprägten Wirtschaft in Deutschland nicht überschätzt werden. Ihre Aktivitäten in Entwicklungsländer haben die transnationalen Firmen im Zeitverlauf immer weiter ausgedehnt und sich dabei auch zunehmend ärmeren Staaten zugewandt (Grafik). Grundsätzlich sind die Entwicklungsländer daran interessiert, ausländische Investitionen anzuziehen, weil eigenes Kapital für heimische Investitionen knapp ist und weil die Möglichkeit besteht, von den moderneren Technologien und dem Know-how zu lernen. Die Globalisierungsgegner behaupten nun, dass die multinationalen Unternehmen den Wunsch der Entwicklungsländer nach ausländischen Investitionen ausnutzen würde, um möglichst billige Produktionsbedingungen zu erhalten und möglicherweise sogar undemokratische Länder bevorzugen, wo sie sich die Gunst des Regimes und günstigere Konditionen erhoffen würden. Sicherlich gibt es immer wieder Einzelfälle, in denen multinationale Unternehmen in dieses Raster passen. Doch wissenschaftliche Studien zeigen, dass dies für das überwiegende Gros der transnationalen Firmen nicht zutrifft. So fallen die ausländischen Direktinvestitionen im Länderquerschnitt umso höher aus, je besser die demokratischen Rechte und die grundlegenden Arbeitsnormen, etwa das Verbot von Kinderarbeit, ausgestaltet sind. Zudem bieten die multinationalen Unternehmen in den Entwicklungsländern im Durchschnitt besser Arbeitsbedingungen als die Menschen sie bei heimischen Betrieben erhalten. Die Mitarbeiter von US-Tochterfirmen in Entwicklungsländern verdienten in den neunziger Jahren beispielsweise durchschnittlich das Doppelte des ortsüblichen Lohns.

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