Strukturwandel benötigt Zeitarbeit?

In den letzten Jahren haben Zeitarbeit, befristete Arbeitsverträge und Mini-Jobs deutlich zugenommen. Unter der letzten großen Koalition wurde das Gesetz geändert und damit auch die Türen für Niedriglöhne geöffnet. In den letzten Monaten konnte man überwiegend negative Berichterstattung verfolgen, Gewerkschaften protestieren und die Regierung plant erneut eine Änderung des Gesetzes. Nun werden Stimmen laut, die genau das Gegenteil behaupten, der Strukturwandel benötigt Zeitarbeit, ein Gegenlenken würde dem Arbeitsmarkt schaden und nicht nutzen. Ja was denn nun, wird sich so mancher fragen, sind Zeitarbeit, befristete Arbeitsverträge und Mini-Jobs nun Ausbeuterei oder kann die Wirtschaft ohne diese nicht mehr wachsen?

 

Die Bertelsmann-Stiftung hat eine Studie in Auftrag gegeben. Diese besagt nun, dass ein Zurückdrehen der Reformen das Wachstum der Wirtschaft hemmen wird. Der Strukturwandel benötigt diese Art der Beschäftigungsverhältnisse. Vor allem im Dienstleistungsbereich sind Zeitarbeit Jobs unumgänglich, wenn man im Europäischen Vergleich mithalten möchte und muss. Die Forscher verteidigen den Niedriglohnsektor, auch dieser schaffe zusätzliche Arbeitsplätze. Ein gesetzlicher Mindestlohn sei wenig förderlich und würde den Arbeitsmarkt eher ausbremsen als fördern. Ein Grund für die Zunahme der Leiharbeit ist vor allem der strikte Kündigungsschutz fest angestellter Mitarbeiter in Deutschland. Dieser erlaube keine flexible Anpassung an die jeweilig herrschende Marktsituation. Mitarbeiter müssen weiterhin beschäftigt werden, obwohl die Auftragslage dies in manchen Monaten gar nicht zulassen würde. Leiharbeit hingegen erlaubt sowohl einen schnellen Abbau, als auch eine schnelle Einstellung neuer Arbeitskräfte und nur wer heute flexibel agieren kann, wird auf Dauer auch wirtschaftlich produzieren können.
In Deutschland hat sich die Zahl der Leiharbeit zwischen den Jahren 2000 und 2007 verdoppelt und dennoch liegt Deutschland damit immer noch deutlich hinter anderen Ländern zurück. Allerdings ergab die Studie auch, dass Zeitarbeitslohn bei länger Beschäftigten an den Lohn der Stammbelegschaft angepasst werden sollte. Weiterhin sagte die Studie aus, dass die so genannten Mini-Jobs kritisch anzusehen seien, denn 400€ sind nicht Existenzsichernd. Weniger Mini-Jobs würden im Gegenzug deutlich mehr Vollzeitbeschäftigung bedeuten.

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