Unternehmensnachfolge

Fast zwei Millionen kleine und mittlere Unternehmen in Deutschland sind Familienbetriebe. Da viele Eigentümer über 50 sind, ist die Frage der Unternehmensnachfolge ein Thema von sehr hoher Bedeutung. Die Übertragung auf die nächste Generation kann heute nicht mehr wie in früheren Zeiten als familieninterner Automatismus betrachtet werden, da es nicht mehr selbstverständlich ist, dass Nachkommen das Unternehmen der Eltern weiterführen. Nach einer Untersuchung des Instituts für Mittelstandsforschung (ifm) in Bonn steht in den nächsten fünf Jahren in bis zu 380.000 Unternehmen eine Übertragung an; dies sind fast 20 Prozent der Familienunternehmen. Andere Untersuchungen gehen von noch höheren Zahlen aus. So stehen nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums Mitte 2002 fast ein Drittel aller mittelständischen Betriebe innerhalb der kommenden zehn Jahre vor der Frage der Unternehmensnachfolge. Dies wären bis zu 1 Mio. Unternehmen. Häufigster Übertragungsgrund ist das Alter des tätigen Inhabers (vgl. Abbildung); der Unternehmer setzt sich geplant zur Ruhe. Bei nahezu einem Drittel der untersuchten Fälle trat die Nachfolgefrage unerwartet auf, z.B. durch einen plötzlichen Todesfall oder Krankheit. Hier liegen besondere Gefahren für die Weiterführung des Unternehmens. Bei gut einem Viertel der Unternehmen ist der Übergabegrund, dass der Unternehmer in eine andere Tätigkeit wechselt oder z.B. frühzeitig in den Ruhestand geht. Bei der Planung der Übertragung stellt sich die Frage, wie ein geeigneter Nachfolger aussehen könnte. Am häufigsten tritt ein Familienmitglied die Nachfolge an. 42 Prozent der übergabereifen Unternehmen werden auf diese traditionelle Art weitergegeben. Die am zweithäufigsten gewählte Übertragungsvariante ist der Verkauf des Betriebs (22 Prozent). Bei 15 Prozent der Betriebe wird eine externe Führungskraft als Nachfolger bestimmt. In 13 Prozent der Fälle ist ein Mitarbeiter der Nachfolger. Immerhin 7,5 Prozent der Unternehmen werden stillgelegt. Die Gründe für einen Fehlschlag bei der Suche nach einem Unternehmernachfolger sind vielfältig. Insbesondere die Suche nach einem Nachfolger aus den eigenen Reihen scheitert nicht selten. Mal zeigt der Junior einfach keinerlei Interesse, das Geschäft zu übernehmen, mal ist er zwar interessiert, verfügt aber nicht über das nötige unternehmerische Talent. Nicht selten scheitert das Engagement des Juniors aber auch an der Dominanz des Seniors. Der potentielle Nachfolger wird permanent kontrolliert und gibt schließlich entnervt auf. Daneben sprechen hohe Steuerlasten, international vergleichsweise magere Gewinne und unzählige gesetzliche und administrative Auflagen gegen die Übernahme eines Unternehmens. Ein weiteres Hindernis wäre eine Erhöhung der Erbschaftsteuer, da nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts Ausnahmetatbestände für Betriebsvermögen nur eng begrenzt zulässig sind. Um die Übergabeprobleme zu erkennen und zu lösen, müssen Familienbetriebe rechtzeitig anfangen, sich nach geeigneten Nachfolgern umzuschauen. Dabei sollte auch externer Sachverstand hinzugezogen werden.

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